Chronische Schmerzen lindern: Wie klinisch-psychologische Behandlung helfen kann
Chronische Schmerzen können das Leben stark belasten und die Lebensqualität erheblich einschränken. Betroffene fühlen sich oft hilflos und ausgeliefert, da herkömmliche medizinische Behandlungen nicht immer die gewünschte Linderung bringen. Doch es gibt Hoffnung: Die klinisch-psychologische Behandlung bietet wirksame Methoden, um Schmerzen zu reduzieren und wieder mehr Kontrolle über das eigene Leben zu gewinnen.
Schmerz vs. Leid – Ein wichtiger Unterschied

In der klinischen Psychologie wird zwischen Schmerz und Leid unterschieden. Während der körperliche Schmerz ein Signal des Nervensystems ist, entsteht das Leid oft durch negative Gedanken, Ängste und das Gefühl der Hilflosigkeit. Dieser psychische Faktor verstärkt den Schmerz und kann ihn chronisch werden lassen. Durch gezielte psychologische Interventionen lässt sich das Leid reduzieren – und oft auch der Schmerz selbst.
Ein anschauliches Beispiel ist ein Marathonläufer: Während des Wettkampfs erlebt er möglicherweise starke Schmerzen und Muskelkrämpfe, doch er läuft weiter, fokussiert auf sein Ziel. Erst in der Ruhephase nach dem Lauf wird ihm bewusst, wie intensiv der Schmerz wirklich ist. Ähnlich verhält es sich bei Unfällen – viele Menschen spüren den Schmerz erst, wenn sie realisieren, dass sie verletzt sind, etwa wenn sie einen gebrochenen Arm sehen. Diese Phänomene zeigen, dass Schmerz zwar objektiv existiert, aber das Leid, das wir empfinden, subjektiv ist.
„Schmerz ist, was der Körper fühlt. Leid ist, was der Geist daraus macht.“ – Unbekannt
Das bedeutet eine wichtige Erkenntnis für Menschen mit chronischen Schmerzen: Während der Schmerz möglicherweise nicht vollständig beseitigt werden kann, kann der Umgang damit erheblich verbessert werden. Das Leid ist beeinflussbar – und genau hier setzt die psychologische Behandlung an. Durch gezielte Techniken kann das Leiden reduziert, die Schmerzverarbeitung verändert und damit die Lebensqualität deutlich verbessert werden.
Methoden der klinisch-psychologischen Schmerzbehandlung

Es gibt verschiedene wissenschaftlich fundierte Techniken, die bei chronischen Schmerzen helfen können. Hier sind einige der wirksamsten Methoden:
1. Klinische Hypnose
Klinische Hypnose kann die Wahrnehmung von Schmerzen verändern und helfen, das Schmerzempfinden zu reduzieren. Studien zeigen, dass Menschen in hypnotischer Trance Schmerzen anders erleben – sie nehmen sie als weniger intensiv oder gar als entfernt wahr.
2. Entspannungstechniken
Entspannungsverfahren wie Autogenes Training, Progressive Muskelentspannung oder Achtsamkeitsmeditation helfen, Muskelverspannungen zu lösen, die oft mit chronischen Schmerzen einhergehen. Zudem beruhigen sie das Nervensystem und senken den Stresspegel, was die Schmerzintensität reduziert.
3. Schmerztagebuch führen
Viele Betroffene empfinden ihre Schmerzen als konstant und unkontrollierbar. Doch ein Schmerztagebuch kann helfen, Muster zu erkennen: Wann treten die Schmerzen auf? Gibt es Zeiten, in denen sie schwächer sind oder gar nicht vorhanden? Diese Erkenntnis kann eine enorme Erleichterung sein und das Schmerzempfinden positiv beeinflussen.
4. Kognitive Verhaltenstherapie (CBT)
Negative Gedanken wie „Ich werde nie wieder schmerzfrei sein“ oder „Mein Schmerz bestimmt mein Leben“ verstärken das Leiden. In der kognitiven Verhaltenstherapie lernen Betroffene, diese destruktiven Gedanken zu erkennen und durch hilfreiche Überzeugungen zu ersetzen.
5. Akzeptanz und Commitment-Therapie (ACT)
Der erste Schritt zur Schmerzbewältigung ist die Akzeptanz. Das bedeutet nicht, den Schmerz einfach hinzunehmen, sondern ihn als Teil des Lebens zu akzeptieren, um besser damit umgehen zu können. Die ACT hilft dabei, den Fokus von der Schmerzbekämpfung hin zu einem erfüllten Leben trotz Schmerzen zu verlagern.
Studien bestätigen die Wirksamkeit der psychologischen Schmerztherapie
Wissenschaftliche Studien zeigen, dass psychologische Schmerztherapie oft genauso wirksam ist wie Schmerzmedikamente – jedoch ohne deren Nebenwirkungen. Viele Patienten profitieren am meisten von einer Kombination aus medikamentöser und psychologischer Therapie. Das Ziel ist, die Medikamente schrittweise auszuschleichen, während die psychologische Unterstützung weiterhin hilft, die Kontrolle über das eigene Wohlbefinden zurückzugewinnen.
Fazit: Der Schmerz ist real, aber das Leid ist veränderbar.

Chronische Schmerzen sind kein Schicksal, dem man hilflos ausgeliefert ist. Die klinisch-psychologische Behandlung bietet bewährte Techniken, um das Schmerzempfinden zu reduzieren und das Wohlbefinden zu steigern. Mit Methoden wie Hypnose, Entspannungstechniken, kognitiver Verhaltenstherapie und Schmerztagebuch lassen sich Schmerzen aktiv beeinflussen – oft mit verblüffenden Erfolgen.
Wenn du unter chronischen Schmerzen leidest, musst du diesen Zustand nicht einfach hinnehmen. Es gibt wirksame Methoden, um dein Leiden zu lindern und deine Lebensqualität zu verbessern. Möchtest du mehr darüber erfahren oder eine individuelle Beratung in Anspruch nehmen? Kontaktiere mich gerne für ein Erstgespräch!
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Johanna (Montag, 12 August 2013 10:18)
Das klingt schon sehr interessant. Diese Alternative kannte ich bislang noch nicht, vielleicht wäre es auch etwas für mich.
Mag. Ing. Klaus Pötzlberger (Montag, 12 August 2013 10:55)
Liebe Johanna,
das kommt darauf an. Vorgehensweise: medizinisch abklären bzgl. organischer Ursachen.
Wenn ja, kann klinisch-psychologische Begleitung beim Umgang mit den Schmerzen sehr helfen und auch zur Schmerzlinderung sowie Reduktion der Medikation beitragen.
Wenn keine organische Ursache vorliegt, handelt es sich um ein psychosomatisches Phänomen. Da geht es nicht nur um einen leichteren Umgang mit den Schmerzen, sondern vor allem um die Schmerzlinderung bis hin zum Verschwinden der Schmerzen.
Die wesentlichsten Faktoren sind laut Studien ein gutes Arzt-Patienten bzw. Psychologen-Patienten Verhältnis sowie die Offenheit des Patienten für eine Veränderung. Für Ersteres gibt es die Möglichkeit eines kostenfreien Erstgespräches.
Liebe Grüße
Klaus Pötzlberger