Es geht nicht um die richtige Antwort, es geht um die richtigen Fragen
Wir suchen gern nach der richtigen Antwort. Wenn wir eine Entscheidung treffen müssen: wofür entscheide ich mich? Was ist die bessere Alternative? Wenn wir ein Problem haben, suchen wir nach Antworten.
Doch entscheidend sind die richtigen Fragen.
Setzte ich mich mit Fragen auseinander, die wirklich was mit mir zu tun haben, die mich wirklich bewegen, oder stelle ich mich mit Fragen auseinander, die mein Lebensglück kaum beeinflussen?
Glück, Glückseeligkeit und Zufriedenheit
Macht es mich glücklich, wenn ich nach sorgfältiger Überlegung in einer Pizzeria die hoffentlich richtige Wahl getroffen habe? Macht es mich glücklich, wenn ich im Kino den für mich idealen Sitzplatz gefunden habe? Für den Moment schon, aber was ist mit dem langfristigem Glück, der Glückseeligkeit?
Verletzbarkeit und Glückseeligkeit
Die Sozialwissenschaftlerin Brené Brown geht davon aus, dass es im Leben um Verbindung geht. Wir wollen mit unseren Mitmenschen verbunden sein: zu unseren Eltern, unserem Partner, unseren Kindern und unseren Freunden.
Brené Brown stellte nach 6-jähriger Forschungsarbeit fest, dass Menschen, die sich sehr geliebt und zugehörig fühlen, Menschen sind, die ihre Verletzbarkeit akzeptieren. Sie haben gelernt, dass Verletzbarkeit zum Leben dazugehört. Spannend dabei ist, dass diese Menschen meinen, ihre Verletzbarkeit macht sie schön. Dieses Phänomen kann ich auch in meiner psychologischen Tätigkeit feststellen: wenn sich eine Klientin oder ein Klient verletzbar zeigt, entsteht Nähe. Diese Person wird interessant. Sie verdient meine Aufmerksamkeit und ich verliere meine Angst. Ich darf auch verletzbar sein. Ich darf auch Fehler haben.
Wer sich verletzbar zeigt – als ganz normaler Teil seiner Persönlichkeit - , der zeigt sich menschlich. Er steht zu seinen Fehlern und zu seinen Wunden.
Es geht also nicht darum, unverwundbar zu sein. Es geht darum den richtigen Umgang mit seiner Verletzbarkeit zu finden.
Brené Brown stellte weiter fest, dass es auf der anderen Seite Menschen gibt, die sich sehr nach Liebe und Zugehörigkeit sehnen und dafür kämpfen. Oft reagieren diese Menschen mit Rückzug, da sie sich da sicher fühlen. Diese Sehnsucht entsteht aus der Angst, nicht gut genug zu sein, um geliebt und anerkannt, respektiert und gesehen zu werden. Das kommt aus schmerzvollen Erfahrungen im Elternhaus u/o in den Sozialsystemen wie Kindergarten und Schulen oder aber auch mit dem Freundeskreis.
Diese Menschen unterdrücken ihre Verletzbarkeit. Zum Beispiel durch Suchtverhalten wie Alkohol, Konsum, Essen, Sex, Drogen, Fernsehen, Internet surfen oder Arbeit. Was zur Folge hat, dass auch Freude, Begeisterung, Zufriedenheit und andere positive Gefühle unterdrückt werden. Es ist nicht möglich, keine Traurigkeit, keine Scham, keine Angst zu spüren, aber Freude und Zufriedenheit schon.
Es geht also nicht darum, unangenehme Gefühle nicht zu spüren, sondern diese anzunehmen und einen guten Umgang damit zu finden.
Brené Brown stellt in Ihrer Untersuchung folgendes fest:
Menschen, die sich geliebt und zugehörig fühlen verbindet folgendes:
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die Courage fehlerhaft zu sein
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die Leidenschaft, zuerst gütig mit sich und dann zu anderen zu sein
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die Zugehörigkeit als Ergebnis von Authentizität
und sie akzeptieren ihre Verletzbarkeit.
Menschen, die sich zugehörig und geliebt fühlen sind also glücklicher, als Menschen, die Einsamkeit empfinden.
Die richtige Frage
Wer sich die richtigen Fragen stellt, bekommt die richtigen Antworten. Welche Relevanz hat die Frage für mich? Das ist die entscheidende Frage.
Die Frage nach der richtigen Pizza ist kurzfristig relevant, aber für mein Leben relativ irrelevant, wenn wir bedenken, dass wir oft schon eine Stunde nach dem Essen nicht mehr wissen, welche Pizza wir gewählt haben und auch feststellen, dass wir sie nicht bewusst genossen haben, da unsere Aufmerksamkeit beim Gespräch lag.
Stelle ich mir die Frage, ob ich Kinder haben will, welchen Beruf ich ausüben will, oder was für mich den Sinn meines Lebens ausmacht, sind das Fragen, die uns schon sehr treffen können. Darum meiden wir diese auch gern.
Eine Übung, über die man schnell zu den wesentlichen Fragen kommt ist folgende:
Stell Dir vor, Du liegst im Sterbebett und weißt, es ist bald vorbei mit Deinem Leben. Und nun schaust Du zurück auf Dein Leben: was war wirklich wichtig für Dich? Was davon ist von Bedeutung für Dich? Und welche Dinge sind aus jetziger Sicht unwichtig?
Mit dieser Übung kommst Du schnell zu Deinen wesentlichen Fragen.
Die Frage aller Fragen
Die Kernfrage, um Dich geliebt und verbunden zu fühlen, die Kernfrage für Glückseeligkeit hören wir täglich oft mehrmals: „Wie geht es Dir?“
Übung:
Sorge dafür, dass Du für die nächsten zehn bis zwanzig Minuten ungestört bist. Stell Dich vor einem Spiegel und schau Dich an. Atme tief durch und frage Dich:
Wie geht es Dir?
Lass diese Frage auf Dich wirken und beantworte sie dann. Diese Frage kann eine tiefe Verbindung zu Dir selbst herstellen. Sie kann daher Trauer, Angst, Wut, Scham, Schuld aber auch Freude auslösen. Verbinde Dich mit dem Gefühl,das gerade hochkommt. Vielleicht kommt aber auch gar nichts hoch.
Wenn Du diese Übung mehrmals machst, wirst Du feststellen, dass das Ergebnis unterschiedlich ist. Dein Gemütszustand ist Ausdruck dessen, wie Dir gerade geschieht bzw. geschehen ist.
Wenn Du diese Übung mehrmals machst, wirst Du schnell zum Kern Deiner Sehnsüchte gelangen. So hast Du die Möglichkeit, Dich mit deren Realisierung auseinanderzusetzen. Wie Du siehst, kommen die Antworten von selbst: stellst Du Dir die Frage „Wie geht es Dir?“, kommt als Antwort das, was Dir im Leben wichtig ist.
Da wir nur ein mal leben, lohnt es sich, diesen Antworten Bedeutung beizumessen.
Gutes Gelingen und viel Spaß beim Üben!
Hier noch das Video von Brené Brown zum Thema „Die Kraft der Verletzbarkeit“.
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es gibt noch einen anderen interpreten mit einer sehr sanften stimme. morena o. ä. (Freitag, 30 Juni 2023 16:50)
wie heißt der symphatische sänger mit der sanften stimme? moruno oder ähnlich. bitte hilf mir, ihn zu finden. danke und liebe grüße
monika
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